Das waren die Top-15-Microtrends im Juli

Die spannendsten Innovationen im Überblick – mit der VGN sind Sie immer top informiert. Erfahren Sie in dieser Ausgabe, wie Snapchat zur „Super-App“ mutiert, wie Gebäude zu Vermietern werden und warum eine Kleinstadt in Deutschland ihren eigenen digitalen Zwilling erstellt hat.

1. SNAPCHAT WIRD ZUR SUPER-APP

Der Social-Media-Dienst Snapchat hat seine Funktionen ausgebaut und bietet unter anderem verbesserte AR-Services und die Integration von Mini-Apps von Drittanbietern. Nutzer können nun per Sprachbefehl nach AR-Filtern suchen und mit dem Feature "Scan" Informationen zu Tieren und Pflanzen in der Umgebung erhalten. Mit "Local Lenses" lassen sich Straßenzüge einscannen, um Informationen zu Restaurants und Läden abzurufen. Das Programm "Minis" ist den "Mini-Programmen " von WeChat nachempfunden und bietet Anbietern wie Ticketing-Diensten oder Meditations-Apps die Möglichkeit, modifizierte Versionen ihrer Anwendungen in Snapchat zu integrieren.

2. KI HILFT FACEBOOK-NUTZERN BEIM SHOPPING

Facebook hat mit "GrokNet" eine KI gelauncht, die es Nutzern ermöglicht, Produkte in Videos oder Bildern zu identifizieren, während kontextbezogen in diversen Shoppingportalen nach passenden Produkten gesucht wird. Nach einem Training mit rund 100 Millionen Bildern erkennt die KI anhand eines einzelnen Bildes bereits eine Vielzahl an unterschiedlichen Attributen wie unter anderem Farbe, Größe, Material und spezifische Marken. Getestet wird derzeit auch eine Version für Unternehmen, mit der die KI auf von Firmen hochgeladenen Bildern automatisch die Produkte erkennt und diese mit der Shop Website verlinkt.

3. KLEINSTADT ERSTELLT EINEN DIGITALEN ZWILLING

Die deutsche Kleinstadt Herrenberg hat in Zusammenarbeit mit dem High Performance Computing Center Stuttgart einen digitalen Zwilling der Stadt erstellt, den Menschen in der virtuellen Realität erkunden können. Grundsätzlich wurde der Abgleich als eine Form der Datenerhebung eingerichtet, sodass Bürger potenzielle Stadtenwicklungsprojekte bereits vorm Bau integriert in das Stadtleben betrachten und bewerten konnten. Auf Basis dieser Entscheidungen haben bereits einige Umwandlungen begonnen. Zukünftig soll auch ein virtueller Tourismus in die digitale Kleinstadt ermöglicht werden.

4. APARTMENTGEBÄUDE VERMIETET WERKZEUG

Das aus Tel Aviv stammende Start-up Tulu richtet in großen Apartmentgebäuden Räume ein, die Nutzer Haushaltsgegenstände, Elektronik, Brettspiele oder Werkzeug mieten lassen. Vor allem in kleinen Wohnungen in der Großstadt sollen Mieter so Platz sparen, während Ressourcen geschont und Ausgaben minimiert werden. Über eine Smartphoneanwendung lassen sich verfügbare Produkte einsehen. Darüber erhalten Nutzer auch den Zutritt zu dem Raum. Nach dem Scan eines QR-Codes am Regal kann das Produkt einfach mitgenommen werden. Die Mietgebühr wird per Stunde oder Tag berechnet.

5. TRANSPARENZ IN BEZUG AUF DIVERSITY

Die US-amerikanische Gründerin der Kosmetikfirma Uoma Beauty, Sharon Chuter, hat eine Kampagne gestartet, in der Kosmetikfirmen die ethnischen Hintergründe ihrer Mitarbeiter in Führungspositionen transparent kommunizieren sollen. Nach der Ermordung von George Floyd durch einen Polizisten bekannten sich viele Marken in sozialen Medien zur BLM-Bewegung. Für Chuter sind allerdings viele dieser Firmen ein Teil des Problems, da Einstellungspraktiken oft die Chancen von weißen Bewerbern steigern. Die Kampagne "pull up for change" fordert deshalb eine Offenlegung des Anteils ethnischer Minderheiten in Entscheidungspositionen.

6. PERSONAL SHOPPER PER VIDEO-CHAT BEGLEITEN

Der New Yorker Anbieter von gesunden Getränken und Nahrungsergänzungsmitteln Healthy Boost hat mit "Live Shopper" einen Service gestartet, mit dem Kunden persönliche Einkäufer buchen und sie per Video-Chat zum Supermarkt begleiten können. Dazu registrieren sie sich online und geben ihre Wunsch-Supermärkte an. Nach einer telefonischen Terminvereinbarung werden Kunden benachrichtigt, wenn es soweit ist, und per Video Chat mit dem Einkäufer verbunden. So können sie während des Einkaufs nicht nur die Produktauswahl, sondern auch die Einkaufskosten und den Bezahlprozess im Auge behalten.

7. ERST LESEN, DANN RETWEETEN

Der Social-Media-Dienst Twitter will sicherstellen, dass Nutzer Tweets auch gelesen haben, bevor sie sie weiterverbreiten. Deshalb testet das Unternehmen eine Funktion, die den Nutzer darauf hinweist, den Post zu öffnen, bevor er ihn retweetet. Twitter macht darauf aufmerksam, dass das Teilen von Nachrichten zu Diskussionen führt. Mit der Funktion möchte Twitter unter anderem die ungehinderte Weiterverbreitung von Falschinformationen reduzieren. Auch die Kommunikationskultur soll verbessert werden. Zunächst ist das Feature auf englischsprachige Nutzer und das Betriebssystem Android beschränkt.

8. VERTRAUENSWÜRDIGE QUELLEN KENNZEICHNEN

Das finnische Gesundheitsunternehmen Terveystalo hat in Kooperation mit der Kreativagentur TBWA / Helsinki eine Kampagne gestartet, um Wissenschaftler und Ärzte auf sozialen Medien offiziell zu verifizieren. In einem offenen Brief an die größten sozialen Netzwerke Facebook, Google, Snap und Twitter fordert die Initiative eine Verifizierung von "essenziellen Influencern" in Anlehnung an die blauen Häkchen von Prominenten. Auf diese Weise könnte der Verbreitung von Falschinformationen, gerade im Zuge der Covid-19-Pandemie, besser vorgebeugt werden, da vertrauenswürdige Quellen besser von Falschmeldungen unterschieden werden können.

9. VIDEOCHAT-TOOL FÜR HANDWERKER

Die US-Baumarktkette Lowe's bietet Profihandwerkern, die Mitglied des Kundenprogramms sind, ein Videochat-Tool an, das sie virtuell zu Kunden nach Hause versetzt. "Lowe's for Pros JobSight" wurde vom Videochat-Spezialisten Streem entwickelt. Es kombiniert Videochat mit Augmented Reality und Computer Vision, sodass die Profis aus der Ferne Probleme erkennen, Seriennummern und Ersatzteile identifizieren und sie anschließend bestellen können. Sie können dann auf eine Aufzeichnung des virtuellen Hausbesuchs zugreifen, um für Folgekonsultationen eine Dokumentation des Auftrags zu haben.

10. INTERAKTIVE GESICHTSMASKE MIT NFC-TAG

Der in Seattle ansässige Anbieter von vernetzter Kleidung Paachn bietet in Kooperation mit dem Tokioter Künstler Campbell La Pun interaktiven Mund und Nasenschutz an. Die Gesichtsmasken aus der Kollektion "The Boxer" sind mit Motiven des Künstlers bedruckt, integrieren NFC-Tags und sind waschmaschinenfest. Nutzer, die ihr NFC-fähiges Smartphone an eine markierte Stelle auf der Maske halten, werden zu einer Website weitergelietet. Hier können sie dann auf exklusive Inhalte wie weitere Bilder des Künstlers sowie ein Musikvideo und eine Pflegeanleitung zur Maske zugreifen.

11. DIE REALITÄT MIT ZEICHNUNGEN ERWEITERN

Das US-amerikanische Start-up AR World Technologies hat eine Applikation entwickelt, mit der Menschen ihre Umgebung in Augmented Reality gestalten und mit ihren Freunden teilen können. Die Benutzeroberfläche der Applikation namens gARfitti basiert auf den Funktionen der Smartphonekamera, sodass Benutzer Fotos von ihrer Umgebung machen können. Diese können dann bemalt, beschriftet oder mit Emojis verziert werden. Jedes gARfitti wird mit einem Standort versehen und auf einer Karte angezeigt. Benutzer können zudem verschiedenen "Künstlern" folgen oder ihre Kreationen nur für ihre Freunde öffentlich machen.

12. MODULARES BAUEN FÜR BEZAHLBAREN WOHNRAUM

Das US-amerikanische Start-up Module verwendet modulares Bauen, um Menschen mit geringerem Einkommen ein bezahlbares Zuhause zu ermöglichen. Die Häuser des Start ups werden in einer Fabrik vorgebaut und am gewünschten Standort mit einem Lastenkran aufgestellt, wodurch der Prozess des Hausbaus weniger Zeit in Anspruch nimmt. Zudem ist jedes der verschiedenen Größenmodelle ressourcenschonend konzipiert und kann vollständig mit regenerativer Energie betrieben werden. Falls Familienzuwachs erwartet wird, lässt sich das Dach entfernen und eine zusätzliche Etage mit Schlaf und Badezimmern einsetzen.

13. EDELMETALLE DURCH NFC VERIFIZIEREN

Das US-amerikanische Unternehmen Mint ID verwendet NFC-Technologie zur Authentifizierung von Edelmetallen für Privatanleger. Bei der Investition in Edelmetalle gibt es stets Unsicherheiten über die Echtheit des Metalls und seiner Herkunft. Zur Garantie der Echtheit erstellt Mint ID deshalb für jedes Edelmetall einen digitalen Abgleich, dessen Informationen in einem auf dem Barren oder der Münze angebrachten NFC-Chip abgerufen werden kann. Dafür benötigen Käufer die mobile Applikation, die im geöffneten Zustand über den NFC Chip gehalten wird und sich mit einem verschlüsselten Cloud Server verindet, um die Details anzuzeigen.

14. IBM ZIEHT SICH AUS GESICHTSERKENNUNG ZURÜCK

Der IT-Konzern IBM hat angekündigt, die Entwicklung, die Erforschung und den Vertrieb von Gesichtserkennungssoftware einzustellen. Die Technologie widerspreche den Prinzipien von Vertrauen und Transparenz. Auch Facebook und Microsoft gaben bekannt, für einen längeren Zeitraum keine Gesichtserkennungstechnologie mehr an US-Behörden zu liefern. Damit soll eine Massenüberwachung und Diskriminierung bestimmter Bevölkerungsschichten verhindert werden. Obwohl die Unternehmen nur einen vergleichsweise geringen Marktanteil haben, spielen sie eine große Rolle bei der KI-Entwicklung und Gesetzgebung.

15. OP-MIKROSKOP PER KOPFBEWEGUNGEN STEUERN

HNO-Ärzte des Universitätsspitals Zürich haben weltweit zum ersten Mal bei einer Operation ein Mikroskop names "RoboticScope" eingesetzt, das sich per Kopfbewegungen steuern lässt. Bei der Operation am Trommelfell des Patienten trug der Chirurg ein Headset, mit dem er kontaktlos die 3D-Kamera am Roboterarm mit kleinsten Kopfgesten steuern konnte. Dabei gab das Headset die Kopfbewegungen als Befehl zur Richtungsänderung an das Mikroskop weiter. So konnte der Chirurg, ohne die eigene Position zu ändern und die Operation zu unterbrechen, die Eingriffsstelle aus verschiedenen Winkeln inspizieren.

Quelle: TRENDONE GmbH, www.trendexplorer.com, Executive Trend Summary Juli 2020