VGN Talking Point: zurück zur Klimakrise?

Vor Corona war sie mehr denn je in unserem Bewusstsein. Die positiven Effekte des Shutdowns haben wir staunend bemerkt: klare Kanäle in Venedig, smogfreie Großstädte …

Wir haben bei unseren ChefredakteurInnen nachgefragt:
Wo stehen wir jetzt mit unseren Bestrebungen, die Erde für unsere Kinder zu retten? Werfen uns die vielen aktuellen Herausforderungen weit zurück? Wie wirkt sich der Drang zur alten Normalität aus? Werden wir doch auch das Ziel einer Dekarbonisierung unserer gesamten Ökonomie weiterhin entschlossen verfolgen?

Ganz am Anfang

Ja, die Klimakrise (und die Bekämpfung ebendieser) hatte vor Corona endlich den Stellenwert, der wichtig und richtig ist. Und dann war plötzlich das Virus da – und damit andere Themen. Ob sich das so schnell ändert? Ich habe meine Zweifel. Die Notwendigkeit und die Dringlichkeit, hier Maßnahmen zu setzen, sind nach wie vor gegeben – im Übrigen auch bei einem anderen wichtigen Thema, der Flüchtlingskrise. Wo wir mit unseren Bestrebungen stehen, die Erde für unsere Kinder zu retten? Ganz am Anfang.

Und mit ein bisschen Gießkanne hier und dort wird sich daran auch nicht viel ändern. Vor allem aber brauchen wir eine ehrliche Diskussion und keine Alibimaßnahmen, wie sie aktuell im Zuge der AUA-Rettung in den Raum gestellt wurden. Mindestticketpreise sind gut und schön, eine klitzekleine „Flugsteuer“ auch. Keine wahnwitzigen Kurzflüge zwischen Wien und Salzburg – keine Frage, auch diese Richtung stimmt … Aber nach einem großen Wurf, einer großen Idee klingt das alles nicht. Ja, ich gehöre auch zu denen, die sich in der Vergangenheit gern in ein Flugzeug gesetzt haben. Ja, da waren auch Flüge nach Rom, Paris und London dabei. Zum Shoppen. Und zum Sightseeing. Um etwas Neues kennenzulernen. Um meinen Kindern die Welt zu zeigen. Ich bin auch schon mit dem Flieger nach Hause, nach Leipzig, geflogen. Unerhört? Vielleicht.

Vielleicht aber auch deshalb, weil es keine Zugverbindung gibt, die ohne dreimaliges Umsteigen mitten in der Nacht auskommt. Vielleicht auch, weil mich das Zugticket im Schlafabteil (wenn ich es denn bekommen habe, weil ich rechtzeitig gebucht habe) um ein Vielfaches mehr kostet als ein Flugticket. Und so wird jeder ein „Ja, aber“ aus seinem persönlichen Lebensbereich in die Runde werfen können. Es liegt an der Regierung, hier die großen Schritte zu setzen. Einseitig auf eine Gruppe zu zeigen – aktuell jene, die in ein Flugzeug steigt (steigen muss) –, wird nicht reichen. Und wenn, dann bitte einen Fingerzeig auf alle Umweltsünder gleichermaßen. In diesem Sinn: Wann kommen die Autofahrer dran? Was wird mit der Pendlerpauschale? Fahrverbote? Mineralölsteuer …?

Kathrin Gulnerits
Chefredakteurin NEWS
www.news.at

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