Das waren die Top-15-Microtrends im Juni

Was bringt die Zukunft? Welche Technologien werden sich durchsetzen? Immer wieder ist es erstaunlich und faszinierend, wohin uns kollektives Wissen, Teamgeist und der Wille, die Welt zu verändern, führen. Von Roboterhunden, virtuellen Innendesignern und wie Zahnkontrolle per KI-App funktionieren könnte, lesen Sie in dieser Folge unserer weltweiten Top-15-Microtrends.

1. ROBOTERHUND HILFT BEI DER PATIENTENAUFNAHME

Das US-Robotik-Unternehmen Boston Dynamics hat seinen Roboterhund Spot dem Brigham and Women's Hospital in Boston zur Verfügung gestellt, um bei der Aufnahme von Covid-19-Patienten zu helfen. Spot wurde dafür mit Kameras und einem Tablet ausgestattet und fungiert als Telepräsenzroboter. Klinikmitarbeiter können über Spot Patienten aus der Ferne ansprechen und sie je nach Symptomatik den Zelten vor dem Krankenhaus zuweisen. Von dort aus werden sie in verschiedene Klinikstationen aufgenommen. Dadurch soll insbesondere das Infektionsrisiko für das Personal verringert werden.

2. VIRTUELLER INNENDESIGNER FÜRS VIDEOSPIEL

Der US-Haushaltswarenanbieter Olivia's bietet Spielern von Nintendos Videospiel "Animal Crossing: New Horizons" professionelle Hilfe bei der Gestaltung der eigenen Lebensumgebung durch Innendesigner. Der Dienst kostet rund 45 Euro pro Stunde. In der Lebenssimulation für die Switch-Spielekonsole können die Nutzer ihre eigene Umgebung nach ihren Wünschen gestalten, unter anderem mit Kunstwerken aus berühmten Museen. Die Designer beraten die Spieler dabei, die passende Inneneinrichtung und Designs nach ihrem Geschmack zu finden. Dann versuchen sie, die entwickelten Ideen in Echtzeit umzusetzen.

3. SCHUTZMASSNAHMEN FÜR ANZUGKÄUFER

Der niederländische Anbieter von Maßanzügen Suitsupply hat mehrere Maßnahmen ergriffen, um Kunden im Geschäft vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen. Dazu stellt Suitsupply ein virtuelles Erlebnis bereit. Auf der Website werden die Kunden von Mitarbeitern durch das Sortiment geführt, um Anzüge in ihrer Größe zu finden. Haben sie sich entschieden, können sie die Auswahl in einer Filiale in ihrer Nähe hinterlegen lassen und einen Termin für die Anprobe vereinbaren. Diese findet in einer Glaskabine statt, in die Mitarbeiter ihre Hände einführen können, um geschützt Anpassungen am Kunden vorzunehmen.

4. INTELLIGENTE GROSSBAUSTELLE DANK 5G

Das chinesische Bauunternehmen China Construction Eighth Engineering Division hat mit China Unicom kooperiert und eine Großbaustelle in Peking mit einem 5G-Netz sowie IoT- und Blockchain-Technologien ausgestattet. Im Zuge dessen haben 40 am Bau beteiligte Unternehmen ihre Produktionsanlagen aufgerüstet, um hohe Effizienz zu erreichen und Bauarbeiter besser zu schützen. Dazu gehört beispielsweise der Einsatz von smarten Brillen, die per 5G Informationen über die Baustelle senden und empfangen. So können Bauleiter auch mit physischer Distanz die Arbeiten überwachen und Mitarbeiter anweisen.

5. T-SHIRT TRICKST GESICHTSERKENNUNG AUS

Wissenschaftler der US-amerikanischen Northeastern Universität, des MIT und einer Forschungsgruppe des Unternehmens IBM haben ein T-Shirt entworfen, das den Träger für eine Gesichtserkennungssoftware unsichtbar erscheinen lässt. Das Design des T-Shirts besteht aus abstrakten, bunten Formen, die dazu führen, dass ein Deep Learning Netzwerk, das die Basis für die meisten Gesichtserkennungssoftwares bildet, die Person nicht identifizieren kann. Anders als beim herkömmlichen Vorgang war es in mehr als der Hälfte der Versuche für die KI nicht einmal möglich, die standardisierte Umriss-Box auszumachen.

6. TASCHE IM VIDEOANRUF DESIGNEN

Der Schweizer LKW-Planen-Taschenhersteller FREITAG ermöglicht es Menschen, nun auch von zuhause aus ihre personalisierten
Einkaufstaschen selbstständig zu designen und herzustellen. In dem Sweat-yourself-Shop in der Zürcher Innenstadt sind zwei Angestellte in vordefinierten Zeitfenstern per Videoanruf zu erreichen. Interessierte können eine Tasche im Zuge der Terminvereinbarung bezahlen und anschließend per Video-Applikation ihrer Wahl mit den Angestellten zusammen verschiedene LKW-Planen für die Tasche aussuchen und zusammenstellen. Im Anschluss werden die Taschen vor Ort genäht und verschickt.

7. KI-CHATBOT FÜR KRISENKOMMUNIKATION

Das neuseeländische KI-Unternehmen Soul Machines hat mit "Bella" einen Bot entworfen, der die Krisenkommunikation während der Covid-19-Pandemie unterstützen soll. Die KI beantwortet rund um die Uhr Fragen von Privat- oder Geschäftsleuten zu allen Themen rund um das Sars-CoV-2-Virus. Außerdem informiert der Chatbot über die aktuell geltenden Regeln während der Lockerungsphase nach dem Lockdown. Die Informationen werden regelmäßig aktualisiert. "Bella" wird über die autonome Animationsplattform auf stationäre oder mobile Endgeräte gestreamt. Damit sollen wichtige Ressourcen freigestellt werden.

8. APP ZEIGT LOKALE WARENVERFÜGBARKEIT AN

OurStreets, eine Crowdsourcing-App für Mikromobilität und Verkehrssicherheit, weist ihre Nutzer mit Hilfe der neuen Funktion "Supplies" auf die Verfügbarkeit wichtiger Produkte und Lebensmittel im lokalen Einzelhandel hin. Um zu vermeiden, dass Personen unnötige Fahrten auf sich nehmen und das Verkaufspersonal überlastet wird, arbeitet die App mit Einzelhändlern zusammen, um offizielle Updates zu senden, sobald die Regale mit wichtigen Artikeln bestückt werden. Der Service soll Einzelpersonen und kleine Unternehmen gleichermaßen unterstützen, indem Käufer gezielt weitergeleitet werden.

9. UMWELTFREUNDLICHE JEANS MIT DIGITALER ID

Die Upcycling-Designer von The R Collective haben mit Levi's und der IoT-Plattform Evrythng zusammen eine Denim-Kollektion präsentiert, in der die Kleidungsstücke über eine digitale Identität verfügen. Aus dem Projekt "The Denim Reimagined" sind neun Kleidungsstücke mit QR-Labels hervorgegangen, die per Smartphone eingescannt werden können. Nutzer können so die Lieferkette nachvollziehen und erfahren, wie sie die Kleidung energieschonend waschen und trocknen können. Zudem erhalten sie Tipps, wie sich durch Redesign die Lebensdauer der Kleidung verlängern und der Jeansstoff recyceln lässt.

10. SNEAKER IN DEN WOLKEN FINDEN

Der Sportartikelhersteller Nike wirbt in Brasilien für die Sneakers Air Max 2090 mit einer AR-Kampagne, bei der Teilnehmer aufgerufen sind, im Himmel nach Umrissen des Sneakers zu suchen. Nike hat dafür gemeinsam mit AKQA São Paulo eine Mikroseite erstellt. Wird diese geöffnet und dann das Smartphone in den Himmel gerichtet, erscheint ein augmentierter Sneaker auf dem Display. Nutzer können anschließend ein neues Musikvideo des Hip-Hop-Künstlers Djonga sowie Interviews und Tracks von McSofia und anderen Musikern ansehen. Interessierte können die Kampagne auch von zu Hause erleben, indem sie das Smartphone aus dem Fenster halten.

11. VR-MESSE FÜR FORTNITE-AVATARE

Die im japanischen Tokio ansässige VR-Firma Hikky plant, mit "Virtual Market 4", kurz "V-Ket 4", über ein VRChat-Ökosystem einen virtuellen Messeschauplatz zu erschaffen, der 36 verschiedene Welten umfasst. Hauptzweck der Messe, die in einem virtuellen Einkaufszentrum stattfindet, ist es, virtuelle Kleidung und Avatare für das Spiel Fortnite anzubieten und zu verkaufen. Die Messe läuft zehn Tage lang, mehr als eine Millionen Besucher werden erwartet. Neben den Angeboten für Gaming werden auch multinationale Unternehmen wie Audi oder Netflix mit einem virtuellen Messestand aktiv sein.

12. SELBSTFAHRENDES TAXI

AutoX, ein Hersteller von Technologien für autonome Autos, lässt Nutzer in Shanghai erstmals selbstfahrende Taxis rufen. Es hat sich dafür mit der von Alibaba betriebenen Mobilitätsplattform Amap zusammengetan. Nach Eingabe des Abhol- und Zielorts über deren Anwendung wird das "RoboTaxi" als Option angezeigt. Der Service kann flexible Strecken übernehmen. Die Automobile beziehen während der Fahrt Verkehrsdaten über die 5G-basierte V2X-Technologie. Der Service soll vor allem in Zeiten der Coronakrise Vorteile bieten, da selbst die Identifikation der Passagiere kontaktlos vorgenommen wird.

13. 5G-NETZ ÜBERTRÄGT QUANTENVERSCHLÜSSELTE DATEN

Das südkoreanische Telekommunikationsunternehmen KT hat in einem Feldtest quantenverschlüsselte Daten über ein kommerzielles 5G-Netz übertragen. KT entwickelte dafür ein QKD-System (Quantum Key Distributor). Es verwendet quantenkryptografische Komponenten und ermöglicht, dass zwei Parteien zufällige geheime Schlüssel erstellen und nutzen können. Zudem implementierte KT eine Verschlüsselungstechnologie für ein 5G-Netz. Bei dem Feldtest konstatierten die Initiatoren, dass das 5G-Netz weder durch zusätzliche Latenz noch mangelnde Geschwindigkeit beeinträchtigt wurde.

14. ZAHLUNGEN PER GESICHTSSCAN UND DIGITALWÄHRUNG

LGs auf IT spezialisiertes Tochterunternehmen LG CNS hat ein Bezahlsystem getestet, das Gesichtserkennungstechnologie, KI und eine Blockchain-basierte Währung miteinander kombiniert. Die kontaktlose Bezahlung wurde in der Kantine des Hauptsitzes in Südkorea erprobt. Mitarbeiter registrierten sich dafür vorab mit Kontoinformationen und Gesichtsdaten. Danach war es möglich, an einem mit Kamera ausgestatteten Terminal kontaktlos mit der unternehmenseigenen digitalen Community-Währung zu bezahlen. Laut LG CNS funktioniert das System auch dann, wenn Nutzer einen Mund- und Nasenschutz tragen.

15. ZAHNKONTROLLE PER KI-APP

Das australische Start-up Pearlii bietet eine gleichnamige App, mit der Nutzer ihre Zahngesundheit im Auge behalten können. Dafür nehmen sie einfach per Smartphone ein Foto von ihren Zähnen auf, wonach eine KI das Bild analysiert, um Anzeichen von Zahnproblemen wie Zahnstein, Karies oder Zahnfleischentzündung zu finden. Das soll eine regelmäßige Zahnkontrolle auch ohne einen Zahnarztbesuch ermöglichen. Die App wird laut Start-up künftig mehr Auffälligkeiten an den Zähnen erkennen und passende Informationen zur Aufklärung liefern. Zudem sollen die Nutzer bald auch einen Zahnarzttermin vereinbaren können.

Quelle: TRENDONE GmbH, www.trendexplorer.com, Executive Trend Summary Juni 2020